BUND Gruppe Sigmaringen

Die Region Bodensee-Oberschwaben – mit ihren Landkreisen Bodenseekreis, Ravensburg und Sigmaringen – ist bei uns Bürgerinnen und Bürgern wie auch unseren Feriengästen aufgrund der gegebenen Lebensqualität sehr geschätzt.

Auch in Zukunft wollen wir diese Lebensgrundlage beibehalten. Dabei müssen wir drei globale Krisen bewältigen: den Klimanotstand, den gravierenden Verlust der Biodiversität und den Verlust an Böden, dazu zählt auch der Verlust an freier Landschaft.

Sie gefährden neben unserer Lebensqualität auch unseren Wohlstand!
Um diese Hürden zu meistern, bedarf es eines klimaneutralen, nachhaltigen Lebensstils mit mehr Grün und mehr Bäumen.

Dazu gehört auch eine drastische Reduktion des Verbrauchs an Fläche, Energie und Rohstoffen. Ein Mammutprogramm, das zu meistern ist – wenn wir jetzt handeln!

Der Regionalplan, seine Rolle & die Politik

Der Regionalplan steuert Flächen für Wohnen, Arbeit, Verkehr, Rohstoffabbau und vieles mehr. Er spielt eine entscheidende Rolle für die zukünftige Entwicklung unserer Region. Die rechtsverbindlichen Entscheidungen bestehen für die nächsten mindestens 15 Jahre.

Das Ziel der meisten unserer regionalen Politiker*innen:

Bis zum Jahr 2035 sollen ca. 2.100 Hektar (Wohnen ca. 1.000, Arbeiten ca. 800 und Infrastruktur ca. 300 Hektar) für neue Bau und Verkehrsflächen ausgewiesen werden.
Auch für den Rohstoffabbau (Kies, Kalkstein, Sand) sollen zusätzliche 500 Hektar Abbauflächen gesichert werden. Das ist ein klares „weiter so wie bisher“, welches alle wissenschaftlichen Erkenntnisse der vergangenen Jahre und die anwachsenden globalen Krisen ignoriert.
Zudem werden die europäischen, bundesdeutschen und baden-württembergischen
Beschlüsse und Vorgaben im Entwurf des Regionalplans missachtet.
Profit und Wachstum ohne Grenzen scheint für viele Akteure immer noch die oberste Prämisse zu sein. Für die Rechtfertigung von 1.000 Hektar Wohnfläche wird das vom Statistischen Landesamt prognostizierte Bevölkerungswachstum für unsere Region kurzerhand verdreifacht!

Was ist möglich?

Kein „Weiter so“ sondern „Erhalt“ des attraktiven Wohn- und Wirtschaftsstandorts! Das prognostizierte Bevölkerungswachstum lässt sich auch auf einem Drittel der im Entwurf veranschlagten Flächen realisieren – durch flächensparendes Bauen (z. B. Mehrfamilien- statt Einfamilienhäuser) und mehr Innenentwicklung im bebautem Raum (z.B. Bestand modernisieren und ausbauen). Klimaschutz und Klimaziele müssen im Regionalplan beachtet und eingearbeitet werden.

Wir fordern:

  • Maximal 1.500 Hektar für neue Bau- und Verkehrsflächen sowie Rohstoffabbauflächen wären ein gerade noch annehmbares Limit.
  • Stärkung der Biodiversität, da massiver Rückgang an Insekten in Baden- Württemberg. Bei der Vogel-Population sind es im Bodenseeraum minus 25%.
  • Mehr Vorrangflächen für Natur-, Boden- und Wasserschutz und nachhaltige Landwirtschaft.
  • Einen regionalen Grünzug „Altdorfer Wald“ – auch in der für den Wasserschutz und die Biotopvernetzung so wertvollen „Südhälfte“ – und als Startschuß für ein Landschaftsschutzgebiet ohne Kies- und Torfabbau.
  • Klimafreundliche Energie- und Verkehrswende – mehr Bus- und Bahn-Verbindungen, Fahrrad- und Fußgängerwege.
  • Weniger Energie- und Rohstoffverbrauch und mehr erneuerbare Energien.

Wie können Sie sich einbringen?

  • Informieren Sie sich über Ihre Situation und Planungen vor Ort.
  • Schließen Sie sich mit anderen zusammen, organisieren Sie Veranstaltungen (z.B. Online-Veranstaltungen).
  • Sprechen Sie mit den Entscheidungsträgern vor Ort – Bürgermeister*innen, Gemeinderät*innen, Landrät*innen und Mitgliedern des Kreistages und des Regionalverbandes.
  • Schreiben Sie Briefe oder Emails an die Entscheidungsträger.
  • Schreiben Sie Pressemitteilungen/Leserbriefe an Tages-, Wochen- und Bildschirm-Zeitungen. Posten Sie News (z. B. unser share-pic) auf Instagram, Facebook, Twitter …
  • Verteilen Sie diesen Flyer und legen Sie Informationen über die örtlichen Planungen und Projekte mit den Namen der verantwortlichen Akteure dazu.

V.i.S.d.P. Bruno Sing, BUND Bodensee-Oberschwaben, Schillerstrasse 47, 88326 Aulendorf
Kontakt: barbara.herzig(at)t-online.de



Regionalplanentwurf Bodensee-Oberschwaben 2021-2035 

Bisher nicht ausreichend nachhaltige Planungen für den Kreis Sigmaringen  

Flächenverbrauch für Wohnungsbau und Gewerbegebiete:                      

Vorrang für Klimaschutz, Bodenschutz und nachhaltige Landwirtschaft!

Aktuelle Planungen für den Kreis Sigmaringen: etwa 682 Hektar (ha)! Das sind etwa 955 Fußballfelder und bedeutet eine massive Steigerung der Bautätigkeit! Das 30-Hektar-Ziel der Bundesregierung wird ignoriert. (https://www.umweltbundesamt.de/themen/boden-landwirtschaft/flaechensparen-boeden-landschaften-erhalten#flachenverbrauch-in-deutschland-und-strategien-zum-flachensparen).

Aus der Beschlussvorlage des Regionalplans zitiert: „Die voraussichtliche Unterdeckung (an Flächen) im Bodenseekreis wird durch zusätzliche Flächen im Landkreis Ravensburg, insbesondere aber im Landkreis Sigmaringen ausgeglichen.“ Weil bebaubare Flächen im Bodenseekreis und im Kreis Ravensburg fehlen und es dort Widerstand gibt, versucht man im „Hinterland“ (Kreis Sigmaringen) zum Ausgleich umso mehr Landschaft zu verbrauchen und damit Flächen zu versiegeln.

Jeder verbaute oder verbrauchte Hektar Land entzieht Landwirten die Existenzgrundlage, wird der Lebensmittel- und Holzproduktion entzogen, und vernichtet wertvollen Boden mit seinen vielfältigen Schutzfunktionen (Lebensraum, CO2-Speicher, Wasserschutz, Wasserspeicher, Luftfilter).

Die dem Plan zugrundeliegenden Berechnungen zur Bevölkerungsentwicklung müssen den Zahlen des statistischen Landesamtes angeglichen und überprüft werden. Die Prognosen der Verbandsverwaltung sind bisher zu hoch, sodass weit weniger Landschaft für den Wohnbau verplant werden müsste. Außerdem sind die bereits ausgewiesenen Flächenreserven (145ha) sowie zusätzlich 110 ha nach §13b BauG in der Bedarfs-berechnung „vergessen“ worden.

 

Wir fordern eine deutliche Reduktion dieses Flächenverbrauchs: 

  • Reduktion der geplanten Gewerbegebiete Pfullendorf (73 ha) insbesondere Pfullendorf/Wattenreute (39 ha), Sigmaringen (63 ha), Bad Saulgau (44 ha), Hohentengen (40ha), Meßkirch (28 ha), Herbertingen (23 ha), Ostrach (22 ha), Mengen (20 ha), Gammertingen (13 ha). 
  • Reduktion der Wohnbau-Flächen Pfullendorf (36 ha) (Am Galgenbühl 21 ha, Ostracher Str. 15 ha), Bad Saulgau (28 ha), Sigmaringen (26 ha), Messkirch (12 ha). 
  • Reduktion des Wohngebiets Schönenberg/ Sigmaringen, stattdessen innerörtlicher Ausbau frei werdender Siedlungsflächen (Zollschulgelände). 
  • Interkommunalen Gewerbe- und Industriepark im Dreieck Mengen/ Hohentengen/ Herbertingen mit 39,7 ha Fläche überdenken. 

Es geht auch anders, durch Verdichtung von Wohn- und Gewerbebau in Form von Innenentwicklung gewachsener Stadt- und Dorfstrukturen, Sanierung und Wiederbelebung von Leerstand und Baulücken, Flächenrecycling, Doppelnutzung (z.B. Tiefgaragen unter Häusern) und Aufstockung (z.B. Büros auf Supermärkten) etc. Bereits ausgewiesene Flächenreserven (145 ha) sowie zusätzlich 110 ha nach §13b müssen in die Bedarfsberechnung einbezogen werden! Ökologische Bau- und Dämm-weisen müssen bevorzugt und gefördert werden.

Setzen Sie sich ein für die Natur! Übernehmen Sie Verantwortung für unsere Zukunft, für die Zukunft unserer Kinder und unserer Enkel!!!

Ressourcenabbau Kalk, Kies, Sand: Stopp dem Raubbau! 

Die betroffenen Bürger*innen und Feriengäste sind einer extrem hohen Umweltbelastung durch Lärm und Staub sowie gefährlichem Schwerlastverkehr auf den Straßen ausgesetzt. Der Abbau bedeutet zudem sehr hohen Energieaufwand und den Verlust von Böden und landwirtschaftlichen Flächen. Durch den konsequenten Einsatz von Recyclingbeton und Holz im Bauwesen lassen sich Rohstoffe sparen und Landschaften erhalten.

Wir fordern:

  • Kein Kalkabbau am Mittelberg in Beuron/Thiergarten (dies fordern auch die Gemeinderäte von Stetten, Inzigkofen und Sigmaringen, gemeinsam mit vielen Bürgern). 
  • Reduktion der geplanten neuen Kiesabbauflächen in Otterswang, Göggingen und im Wagenhart zwischen Ostrach und Hoßkirch! 

Verkehr: Mehr Bahnverkehr, öffentlicher Nahverkehr und Fahrradverkehr! 

Die Klimaziele sind nur mit einem grundlegenden Umbau des Verkehrs zu erreichen.

Wir fordern

  • Nein zur B311/313neu (Nordtrasse zwischen Mengen und Meßkirch) wegen Durchschneidung großer, teilweise geschützter Waldgebiete. 
  • Elektrifizierung der Zollernbahn zwischen Sigmaringen und Tübingen mit späterem Weiterbau bis Aulendorf.
  • Modernisierung der Bahnlinie Freiburg-Ulm zur Entlastung der B311 (Schwerlastverkehr).
  • Reaktivierung der Ablachtalbahn (Mengen-Krauchenwies-Meßkirch-Schwackenreute-Stockach) und Ausbau der Strecke Strecke Altshausen-Ostrach-Pfullendorf auch zur Verlagerung der Lastwagentransporte (Kies, Holz) auf die Schiene. 

Weitere Möglichkeiten zur Reduktion des Straßenverkehrs und Entlastung der Bürger*innen: Wirksame CO2-Bepreisung, höhere LKW-Maut für Bundesstraßen, Mindestlohn für osteuropäische Lastwagenfahrer, Verkehrsberuhigte Zonen, Tempo 30 innerorts, Ausbau des Radwegenetzes.

Grünzüge, Wasser- und Bodenschutz, Biodiversität: Schönheit der Landschaft erhalten für Bewohner und Feriengäste! Rettet den Kiebitz!

Artenvielfalt und Insekten sind auch in Baden-Württemberg stark zurückgegangen, die Vogel-bestände am Bodensee um 25%! Unter den Feldvögeln sind die Verluste bei Kiebitz und Rebhuhn mit bis 90% besonders hoch. Der Kiebitz war bei uns früher häufig zu sehen und ist beispielsweise zwischen Mengen und Blochingen inzwischen verschwunden. Es dürfen keine Grünzüge aus dem Schutz herausgenommen werden, wie einige Gemeinden es fordern. Wir fordern mehr statt weniger Naturschutz!!!

 

Informieren Sie sich! Kontaktieren Sie die Verantwortlichen! 

https://www.bund-bodensee-oberschwaben.net/themen-projekte/naturschutz-planung/planungsvorhaben

Treten Sie ein für einen zukunftsfähigen Regionalplan,

und unterschreiben Sie hier: https://fairwandel-sig.de/regionalplan/

Im Umweltschutz Aktive aus dem Kreis Sigmaringen

Vi.S.d.P.: Barbara Herzig, Sprecherin BUND Bad Saulgau, Kirchbühl 21, 88374 Hoßkirch; barbara.herzig@t-online.de